Transkription der Sillipp-Tagebücher fertiggestellt

Veröffentlichungsdatum15.02.2016Lesedauer2 Minuten
Transkription der Sillipp-Tagebücher fertiggestellt

Zwischen 1. Jänner 1945 und 13. November 1948 führte der damals 20 Jahre alte Beamte Franz Sillipp aus Zwettl, Parkgasse 4, Tagebuch. Er schrieb seine knappen Notizen in drei kleine Taschenbücher. Nach dem Tod von Franz Sillipp am 19. März 2013 übergab dessen Neffe Helmut Sillipp die Aufzeichnungen dem Stadtarchiv Zwettl zur Auswertung. Die drei Büchlein wurden digitalisiert, die Originale dem Erben zurückgegeben.
Im Auftrag der Stadtgemeinde Zwettl transkribierte die Historikerin und Archäologin Dr. Sigrid von Osten, 3470 Oberstockstall, Alchemistenstraße 4, im Jahr 2015 die Texte. Im Stadtarchiv Zwettl wurden sie, soweit es notwendig erschien, mit knappen Erläuterungen versehen. Die Tagebücher stehen nun in Transkription auf der Homepage des Stadtarchivs Zwettl der Allgemeinheit zur Verfügung (Stadtarchiv Zwettl, Materialien).
Franz Alois Sillipp kam am 1. August 1925 in Wien als Sohn des aus Klein Motten (Bezirk Waidhofen/Thaya) stammenden Dachdeckermeisters Ignaz Sillipp und dessen aus Großgöttfritz stammenden Gattin Barbara, geb. Mold als ältestes von vier Geschwistern zur Welt. 1943 wurde er zur Panzer Ersatz-Ausbildungsabteilung 33 in St. Pölten – Spratzern eingezogen. Mit 5. Jänner 1944 entließ man ihn aus gesundheitlichen Gründen aus der Deutschen Wehrmacht. Am 10. Jänner trat er seinen Dienst im Landratsamt (Bezirkshauptmannschaft) Zwettl an, wo er auch schon vorher gearbeitet hatte. Einige Abteilung des Amtes waren während des Krieges im Bürgerspital (Klosterstraße) untergebracht, so auch Franz Sillipps Dienststelle. Er war vorwiegend mit Sozialangelegenheiten beschäftigt, nach dem Krieg wurde er der Gewerbeabteilung zugeteilt.
Ab Februar 1947 besuchte Sillipp einen Stenographiekurs bei Hauptschuldirektor Josef Pexider. Der Großteil des zweiten Bandes seines Tagebuches ist daher im Original in Kurzschrift verfasst.
Sillipp hielt vor allem persönliche Dinge in seinen Tagebüchern fest, wie zum Beispiel Bemerkungen über seinen Gesundheitszustand oder seine Wanderungen und Radtouren in die Gegend von Großgöttfritz, wo er Lebensmittel für seine Familie besorgte. Er scheint ein sehr religiöser Mensch gewesen zu sein, denn er vermerkte seine Kirchenbesuche und die Teilnehme an Glaubensstunden und anderen Veranstaltungen der Pfarrgemeinde in seinen Notizen.
Dennoch sind diese kleinen Tagebücher eine interessante zeitgeschichtliche Quelle, aus der das eine oder andere Detail über die letzten Tage der NS-Herrschaft und die ersten Jahre der sowjetischen Besatzungszeit in Zwettl zu erfahren sind.

Franz Sillipp als Panzersoldat, 1943Franz Sillipp im Jahr 1945