Thema des Monats Juni 2017

Veröffentlichungsdatum01.06.2017Lesedauer1 Minute

Vor 400 Jahren: Erste Erwähnung eines „Brauers auf der Stiegen“ in der Syrnau

Am 16. Juni 1617 befassten sich Stadtrichter und Rat der Stadt Zwettl mit dem Preuer auf der Stiegen in der Siedenau, weil dieser sein Bier nicht beschreiben (also nicht ordentlich versteuern) lassen wollte. Die Stadtverwaltung überlegte, sich in dieser Sache an den Grundherrn des Bierbrauers, den Herrn von Helffenberg zu wenden. Damals unterstanden zahlreiche Häuser in der Syrnau auswärtigen Grundherren, vor allem den Herrschaften Schickenhof, Wiesenreith und Loschberg.
Bei dieser Notiz im Zwettler Ratsprotokoll vom 16. Juni 1617 (Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokoll 08, Sign. 02-06, fol. 134r) handelt es sich um die erste bisher bekannte Erwähnung der Brauerei auf/an der Stiegen in der Syrnau, den Vorläuferbetrieb der heute noch bestehenden Privatbrauerei Zwettl Karl Schwarz GmbH. Dieser für die Region so wichtige Betrieb blickt also eigentlich auf eine mindestens 400 jährige Firmengeschichte zurück.
Der erste namentlich bekannte Brauer „auf der Stiegen in der Syrnau“ ist Balthasar Piringer (Balthaußer Peringer), der 1621 in den Dokumenten der Weitraer Bierbrauerzunft genannt wird (NÖ Landesarchiv, Gemeinde- und Zunftarchivalien, Karton 25). Die Stiegenbrauerei unterstand damals der Herrschaft Schickenhof, befand sich aber in der Syrnau, nahe der Einmündung der Sierningbaches in den Kamp. 1691 übernahm der aus Groß Gerungs stammende Bierbrauer Paul Graf (Graff) gemeinsam mit seiner Gattin Helena die Brauerei. Er war maßgeblich an der Gründung der Zwettler Bierbrauerzunft beteiligt, die sich 1708 von der Weitraer Innung abspaltete.

Literatur:
Franz Pötscher/Friedel Moll, Braustadt Zwettl. Zwettler Zeitzeichen Nr. 6 (Zwettl 2001).
Herbert Knittler, Strukturen der Bierbrauerei in den österreichischen Ländern der vorindustriellen Zeit. Das Waldviertel 66 (2017), S 38-62.

StAZ, RP 08, Sign. 02-06, fol. 134r.jpg